Berlin, JVA Heidering Bundesweit einziges Pilotprojekt: Resozialisierung durch Digitalisierung

In der Berliner Justizvollzugsanstalt Heidering startete das bundesweit einmalige Pilotprojekt „Resozialisierung durch Digitalisierung“. Damit ermöglicht die Berliner Justizverwaltung einigen ausgewählten Inhaftierten den Zugang zu ausgewählten Seiten im Internet. Das Projekt strebt damit die Angleichung der Lebensverhältnisse sowie die zeitgemäße Vorbereitung auf die Zeit nach der Inhaftierung an. Nach strengen Kriterien wurden letztlich 72 Inhaftierte der JVA Heidering ausgewählt, die nunmehr mit Hilfe von Computerterminals sowie Tabletts innerhalb des anstaltseigenen Netzwerks surfen können. Um die Gefangenen vor einer etwaigen Entlassung bzw. Vollzugslockerung wieder an die Selbstständigkeit heranzuführen, sind beispielsweise die Internetseite der Bundesagentur für Arbeit sowie Portale zur Wohnungssuche oder Weiterbildung uneingeschränkt erreichbar. Durch eine E-Mail-Funktion eröffnet das Projekt darüber hinaus die Intensivierung sozialer Kontakte sowie die fortschrittliche Möglichkeit der Erledigung diverser Verwaltungsangelegenheiten. Der Zugang zu sozialen Netzwerken wird gänzlich unterbunden. Neben vielfältigen Vorteilen für die Inhaftierten selbst birgt das Projekt gleichermaßen verschiedene Annehmlichkeiten für die Vollzugsbeamten. Wo bisher noch ein unübersichtliches und arbeitsreiches handschriftliches Formularwesen herrschte, können die Gefangenen nunmehr ihre Anliegen direkt, auf digitalem Weg an die zuständige Stelle richten. Wenngleich sich solch ein Projekt auf einer Gratwanderung zwischen zeitgemäßen Resozialisierungsbestrebungen und Missbrauch der digitalen Möglichkeiten bewegt, ist „Resozialisierung durch Digitalisierung“ ein erster wichtiger Schritt innerhalb der Modernisierung des deutschen Justizvollzugssystems. Auf empirische Ergebnisse des Pilotprojekts in der JVA Heidering muss jedoch noch gewartet werden. PrisonWatch stellt fest, dass der jetzige Zustand, der ein absolutes Verbot des Zugangs des Internets für Inhaftierte bedeutet, an der Realität vorbei geht. Solche Gefangene, die teils sehr lange Freiheitsstrafen verbüßen, dauerhaft vom Zugang des Internets auszuschließen, bedeutet faktisch, dass diese Gefangenen von der technischen Entwicklung fern gehalten werden. Ihre Chancen und Perspektiven verschlechtern sich hierdurch erheblich. Weitere Informationen dazu:

http://www.deutschlandfunkkult…ml?dram:article_id=409806

    Hauptsache weggesperrt.


    Die Situation der Gefangenen in Deutschland bleibt weitgehend unbeobachtet. Das Strafvollzugssystem ist ein in sich geschlossenes System, dass allenfalls Aufmerksamkeit findet, wenn gravierende Vorfälle geschehen. PrisonWatch durchbricht diese Schranken, indem auf die Situation der Gefangenen aufmerksam gemacht wird. In ausführlichen Berichten wird die Situation des Strafvollzuges dargestellt und ergangene Rechtsprechung besprochen und kommentiert.